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Antibiotika und Antibiotika-Therapie
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Im
Laufe der letzten rund 100 Jahre wurden bakterielle Infektionen erstmals
kausal behandelbar. Das aus heutiger Sicht erste Antibiotikum,
das Salvarsan, wurde von Paul Ehrlich
gegen die weit verbreitete Ifektionskrankheit Syphilis entwickelt. Produziert und vertrieben
wurde es von den Farbwerken Höchst, einem Vorgängerunternehmen
von Sanofi Aventis Pharma. Der Begriff Antibiotikum wurde allerdings
erst 1946, und dann zunächst nur für Naturstoffe,
eingeführt.
Heute zählen zu den Antibiotika neben Naturstoffen
wie Erythromycin, modifizierte oder nachsynthetisierte
Naturstoffen wie Cephalosporine oder Chloramphenicol
auch zahlreiche vollsynthetische Substanzen wie die Fluorchinolone.
Es
lassen sich über zwanzig Antibiotika-Klassen aufzählen,
die sich hinsichtlich ihrer molekularen Grundstruktur,
ihrer Wirkungsweise und den von ihnen erfassten Bakterienarten
unterscheiden. Kürzlich konnte ein deutscher
Pharma-Konzern den ersten Vertreter der neuesten Klasse der
Ketolide
auf den Markt bringen.
Gründe
für die Entwicklung immer neuer Antibiotikaklassen
waren die Suche nach weiter verbesserten Wirksamkeits-
und Verträglichkeits-Profilen, aber auch die
Besorgnis erregende Ausbreitung
von Krankheitserregern, die zunehmend gegen die etablierten Antibiotika resistent
geworden sind. In
einigen Fällen kann die umstrittene
Phagentherapie helfen.

Neues Antibiotikum heilt Geschlechtskrankheit Gonorrhoe
Immer häufiger erweisen sich die Erreger der auch als "Tripper"
bezeichneten Geschlechtskrankheit Gonorrhoe - Neisseria
gonorrhoeae - als Antibiotika resistent. In Deutschland wird
die jährliche Neu-Erkrankungszahl auf 10.000 - 20.000
geschätzt. Jetzt wurde in einer im New England Journal
of Medicine veröffentlichter Studie gezeigt, dass das neue Antibiotikum
Zoliflodacin (ETX0914) bei einmal täglicher Gabe von
2-3 Gramm oral innerhalb weniger Tage die meisten unkomplizierten Fälle einer die
Harnwege und Geschlechtsorgane betreffenden Gonorhoe heilen kann.
(Funded by the National Institutes of Health and
Entasis Therapeutics; ClinicalTrials.gov number,
NCT02257918.)
Quelle: New England Journal of Medicine
Quelle: Wikipedia
Neue Antibiotika befinden sich in der Entwicklingsphase.
Das renommierte Wissenschaftsmagazin Spektrum
schildert in einem langen Übersichtsartikel die
vielfältigen neuen Forschgungsansätze, die erstmalig nach
vielen Jahren der Stagnation wieder Hoffung aufkommen
lassen. Können multiresistente Krankheitserreger
bald wieder wirksam bekämpft werden?
Quelle: Spektrum, Januar 2019
Angebliche Penicillin-Allergien
entwickeln sich zu einem echten Problem
Viele Menschen sind davon überzeugt, dass sie an einer gefährlichen
Penicillin-Allergie zu leiden. Doch meist stimmt die
Diagnose nicht. Bis zu 95% der angeblichen
Penicillin-Allergiker könnten das Medikament anstandslos
vertragen. Ein aktueller Allergie-Test sollte daher
bei "Alt-Fällen" klären helfen, ob sich die angebliche
Penicillin-Allergie noch immer nachweisen läßt. Das auch in
Deutschland übliche Ausweichen auf andere, meist viel
teurere und zum Teil toxische Antibiotika schadet dem
individuellen Patienten und fördert die Verbreitung
gefährlicher multiresisteter Krankheitserreger. Oft beruhen
die Penicillin-Allergie-Diagnosen auch auf Fehldeutungen von
Hauterscheinungen und lassen sich daher mit einem
Allergie-Test nicht bestätigen.
Quelle: News Medizin 2000, British Medical Journal, Washington Post
Reizdarm - eine Ekeltherapie in Form einer
Fremstuhl-Transplantation wirkte weniger gut als die
Kontrolltherapie mit einem Scheinmedikament
Viele Menschen leiden unter einem chronischen Reizdarm, der
die Lebensqualität der Betroffenen sehr beeinträchtigen
kann. Besonders die wiederkehrenden Durchfälle unklarer
Ursache beeinträchtigen die Lebensqualität. In
besonders hartnäckigen Fällen, wenn Antibiotika versagt haben, greifen Ärzte zu einer
"Ekeltherapie" indem sie Fremstuhl-Transplantationen
durchführen, um die gestörte Darmflora wieder zu
normalisieren.
Doch jetzt hat eine im Fachblatt Gut
veröffentlichte Studie überraschenderweise gezeigt, dass eine zur Kontrolle
durchgeführte Behandlung mit einem Scheinmedikament besser
wirkte als die über sechs Monate durchgeführte Stuhl-Transplantation.
Quelle: Gut, Juli 2018

Antibiotika-Resistenzen
Die drohende
Apokalypse vermeiden: Wie ganz normaler Schmutz die Menschheit vor tödlichen
bakteriellen Pandemien
schützen soll
Quelle: Medizin-2000 News, WIRED Januar 2018

Bisher war es unumstrittene Lehrmeinung, dass Antibiotika
über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen. Einnahmedauer war bei unkomplizierten
Infekten mindestens eine Woche - oder sogar zwei Wochen. In
der letzten Zeit melden sich aber immer mehr Ärzte zu Wort, die
an diesem Dogma rütteln.
Viele Hausärzte raten mittlerweile dazu, mit der Antibiotika-Einnahme
aufzuhören, sobald Symptome wie Husten und Fieber besser geworden
sind. Das kann schon nach 3 oder 4 Tagen der Fall sein.
mehr lesen
Quelle: Zeit online
In der Öffentlichkeit herrscht die Meinung vor, dass
Penicillinallergien sehr häufig sind. Doch das ist nicht der Fall. In
90% der Fälle ist die meist vor vielen Jahren in der Kindheit gestellte
Diagnose falsch und wird von den Patienten ein Leben lang auf
Befragen mitgeteilt und von den Ärzten nur selten kritisch
hinterfragt. Dies kann schlimme Folgen haben. Im Zeitalter der
bedrohlichen multiresistenten Keime sollte diese weit verbreitete Fehldiagnose
nicht einfach akzeptiert werden. Das Ausweichen auf andere
Antibiotika ist meist icht sinnvoll, da diese teuer, mit
Nebenwirkungn behaftet und weniger wirksam sein können. Die Diagnose
Penicillin-Allergie läßt sich von
Allergologen und Immunologen durch spezielle Laboruntersuchungen und
vorsichtig durchgeführte Provokationstests beweisen oder
widerlegen. Wenn es
die zur Verfügung stehende Zeit erlaubt, kann auch der Versuch
der vorsichtigen Hyposensibilsierung gegen Penicillin
versucht werden. Doch ein Problem bleibt bestehen und läßt sich
kurzfristig nicht beseitigen: es gibt in Deutschland viel zu
wenige Allergologen und Immunologen.
Quelle:JAMA
Häufig verwendetes Probiotikum versagt bei der Therapie
Antibiotika induzierter Durchfälle.
Die Gabe von Lactobacillus plantarum DSM9843 (LP299V) war
laut einer im Fachblatt Journal of Pediatrics veröffentlichten
Studie - im Vergleich zu einer in der Kontrollgruppe
durchgeführten Plazebo-Therapie - nicht in der Lage,
im Zusammenhang mit einer Antibiotika-Therapie auftetende
wässrige Durchfälle positiv zu beeinflussen.
Lactobacillus ist der Name einer
Gattung von
grampositiven, meist
stäbchenförmigen
Bakterien aus der
Familie der
Lactobacillaceae. Lactobacillus-Arten
sind wichtig für die Lebensmittelindustrie. Sie werden für die
Herstellung von
Milchprodukten und
Bierspezialitäten wie Berliner Weiße und Leipziger Gose
genutzt.
Ohne Milchsäurebakterien gäbe es praktisch keine Milchprodukte.
(WIKIPEDIA).
Von Milchsäurebakterien nimmt man an, dass sie die
Darmflora schützen, wenn eine Antibiotika-Therapie Durchfälle auslöst.
Diese Annahme trifft also zumindest in Bezug auf Lactobacillus plantarum nicht zu.
Quelle: Journal of Pediatrics
Killerbakterien können
möglicherweise Antibiotika ersetzen
Das Bakterium Bdellovibrio bacteriovorus ist für den
Menschen harmlos, frisst aber andere, krankmachende
Erreger. Forscher testen nun, ob sich die aggressiven
Einzeller als Antibiotikaersatz eignen.
Quelle: Spiegel online
Übersichtsartikel (in englischer Sprache) zur
derzeitigen kritischen Situation
und den Zukunftsaussichten.
mehr
lesen
Quelle: New England Journal of Medicine

Immer mehr Menschen
entwickeln gefährliche Antibiotika-Resistenzen. Hauptursache ist der
Jahrzehnte lange sorglose Masseneinsatz von Antibiotika -
sowohl beim Menschen, aber auch in der Nutztierhaltung.
Besonders Unterdosierungen, bzw. zu kurze Einnahmedauer
können auf individueller Ebene zur Entstehung einer
Antibiotika-Resistenz beitragen.
Mit der
sog.
Phagentherapie
steht eine
wenig bekannte Alternative zur
Antibiotika-Therapie zur Verfügung,
die in Deutschland bisher kaum zum Einsatz kommt.

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In den USA wurden kürzlich
homöopathische Medikamente vom
Markt genommen, weil in ihnen nicht deklarierte Antibiotika, bzw.
mit
Antibiotika verwandte Stoffe gefunden worden waren.

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Antibiotika-Gabe bei Erkältungskrankheiten
ist auch bei kleinen Kindern oft
überflüssig. Ein positiver Therapieeffekt wird meist nicht
beobachtet.

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Obgleich eine
akute Bronchitis oft durch bakterielle Infektionen ausgelöst
wird, ist die Gabe von
Antibiotika meist überflüssig. Die
Antibiotikatherapie verbessert den Krankheitsverlauf nämlich
meist nicht.

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Wenn
die üblichen
Antibiotika
versagen
- infundierte
Fremd-Fäkalien retten Menschenleben
Durch die Übertragung von Fremd-Fäkalien können Patienten
geheilt werden, die unter lebensbedrohlichen,
therapieresistenten Durchfallerkrankungen leiden. Die
Durchfälle werden meist durch den gefürchteten
Krankenhauskeim Clostridium difficile ausgelöst, der mit
Antibiotika kaum in den Griff zu bekommen ist.
Doch die Methode ist so neu und unkonventionell, dass sich
die Krankenkassen trotz der überzeugenden Therapieerfolge
noch weigern die Kosten zu übernehmen.
Quelle: Spiegel online
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Quelle: Fachblatt JAMA und Spiegel online
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Eine Behandlung mit
Antibiotika ist nicht nur bei
Kindern, sondern oft auch bei Erwachsenen überflüssig. Diese
Medikamente sind bei vielen akuten
Infektionskrankheiten nicht in der Lage die
vorhandenen
Krankheitszeichen zu lindern. Gleichzeitig
fördern sie die Entwicklung von gefährlichen,
antibiotikaresistenten Bakterienstämmen.
Quelle:
JAMA. 2012 Feb
15;307(7):685-92.

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Fahrlässiger Umgang mit Antibiotika: Multiresistente Bakterien
gefährden das Überleben der Menschheit.
Antibiotika sind die Allzweckwaffe
gegen Bakterien - doch schon bald könnten sie komplett
wirkungslos sein. Immer öfter tauchen Bakterien auf, die
gegen alle Medikamente resistent sind. Die Weltgesundheitsorganisation
beziffert die Zahl der Toten allein in der EU auf 25.000
pro Jahr.
mehr lesen
Quelle:
Spiegel online

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Atlas zu resistenten Krankheitserregern
und Antibiotikaverbrauch für Deutschland erschienen
- BVL, Paul-Ehrlich-Gesellschaft und Universitätsklinik
Freiburg stellen Antibiotika-Resistenzatlas "GERMAP
2008" vor. Zahlreiche
bakterielle Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus,
Escherichia coli und Enterokokken sind unempfindlicher
gegen Antibiotika geworden, so dass die durch sie ausgelösten
Krankheiten bei Menschen wie Tieren immer schwieriger
zu behandeln sind.
mehr lesen
Quelle: Paul-Ehrlich-Gesellschaft
und Universitätsklinik Freiburg

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Kontrollierte Modellstudie von
Zellen - ein Biochip als Minilabor
Wissenschaftler
können jetzt erstmals die Wirkung von Antibiotika
unter komplexen Bedingungen testen, die beispielsweise
der Situation von Patienten mit infizierten Kathetern
vergleichbar sind.
von
Dr. Joachim Eiding
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Antibiotika
Therapie: Neues Antibiotikum im Tierversuch erfolgreich
im Kampf gegen resistente Superkeime:
Insbesondere der sorglose
Umgang mit den vorhandenen Antibiotika hat im Verlauf
der letzten Jahrzehnte dafür gesorgt, dass immer mehr Krankheitserreger
gefährliche Resistenzen entwickeln und daher den üblichen
Antibiotika widerstehen.
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Neue in-vivo Daten: Caspofungin
auch gegen Amphotericin B-resistente Candida wirksam
In einem Tiermodell
disseminierter Infektionen hat sich Caspofungin als hoch
wirksam bei Infektionen mit Amphotericin B-resistenten
Candida albicans, C. glabrata und C. lusitaniae erwiesen.
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Problem
MRSA - Strategien gegen multiresistente Krankheitserreger
umsetzen. Antibiotikaresistente
Staphylokokken sind bedeutende Erreger von Infektionen
in Einrichtungen des Gesundheitswesens. "Die deutliche
Zunahme dieser so genannten Methicillin-resistenten Staphylococcus
aureus (MRSA) in den letzten Jahren ist Besorgnis erregend.
mehr lesen
Quelle:
Fachjournal "CHEST" des American College of
Chest Physicians

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Antibiotika
bei Bronchitis.
Das Fachjournal
"CHEST" des American College of Chest Physicians
veröffentlichte die Ergebnisse der MOSAIC-Studie.
Die fünftägige Therapie mit (Moxifloxacin) ist
bei einer akut verschlimmerten Bronchitis (AECB = akute
Exazerbation der chronischen Bronchitis) der Standardtherapie
mit Amoxicillin, Clarithromycin oder Cefuroxim deutlich
überlegen.
Quelle:
Fachjournal "CHEST" des American College of
Chest Physicians

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