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Notfallmanagement bei Ertrinkungsunfällen
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für Ärztinnen und Ärzte
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von
sanofi-aventis
Notfallmanagement
bei Ertrinkungsunfällen
Ertrinken ist eine häufige Todesursache.
Waren früher vor allem Kinder und junge
Erwachsene betroffen, zählen jüngst
zunehmend auch ältere Männer zu
den Opfern. Übertriebener sportlicher
Ehrgeiz ist hier oft die tragische Ursache.
Aber nicht nur hinsichtlich der Altersstruktur
sind Veränderungen zu beobachten. Deutschland
konnte sich, dank verbreiteter Schwimmkenntnisse,
dank einer guten Gefahrenaufklärung und
dank zahlreicher bewachter Schwimmbäder,
über Jahrzehnte hier mit abnehmenden
Todesfallzahlen rühmen. Seit 2001 meldet
die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft
(DLRG) jedoch wieder stetig mehr Ertrinkungsopfer.
Und weil immer mehr öffentliche Bäder
schließen, befürchtet die DLRG,
dass sich dieser traurige Trend fortsetzen
wird. Grund genug, dass jeder Arzt über
die nötigen notfallmedizinischen Kenntnisse
zur Primärversorgung von Ertrinkungsopfern
verfügen sollte, besonders solche in
Bundesländern mit vielen Binnengewässern.
In den Todesfallstatistiken rangieren Nordrhein-Westfalen,
Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
vorn. Aber auch Baden-Württemberg und
Niedersachsen weisen viele Badeunfälle
auf.
Unfallursachen:
vom Myokardinfarkt bis zur Halswirbelsäulenläsion
Die Ertrinkungsursachen sind vielfältig.
Der Sturz des Nichtschwimmers ins Wasser und
Erschöpfungszustände mit Unterkühlung
sind am häufigsten. Bei übermütigen
Jugendlichen kommt es aber auch häufiger
zu Zervikaltraumen nach Kopfsprüngen
und auch der Vagusreiz, zum Beispiel durch
Verschlucken von kaltem Wasser oder durch
den Sprung ins kalte Nass nach dem Essen,
gehört zu den häufigeren Ursachen.
Besonders bei vorbelasteten Patienten löst
die sportliche Anstrengung oder der Temperaturwechsel
nicht selten auch einen Myokardinfarkt aus,
den die Patienten an Land vielleicht überlebt
hätten, der im Wasser aber zum Tod durch
Ertrinken führt.
Primäres
und sekundäres Ertrinken
Wie kommt es zum Ertrinkungstod? Taucht der
Kopf unter und verursacht das Eindringen der
Flüssigkeit in die Atemwege innerhalb
von 24 Stunden den Tod, spricht man von primärem
Ertrinken. In der Regel schlägt
der Ertrinkende durch die Panik dabei zunächst
unkontrolliert umher, um sich über Wasser
zu halten. Dabei gerät Flüssigkeit
auf die Stimmritze und verursacht reflektorisch
einen Glottisverschluss (Laryngospasmus),
der bis zu 30 Sekunden und zum Teil auch bis
zum klinischen Tod andauert kann (trockenes
Ertrinken). Es kommt zum Bewusstseinsverlust
durch Sauerstoffmangel im Gehirn. Nach der
Lösung des Glottisverschluss kann Wasser
ungehindert in die Lunge gelangen (nasses
Ertrinken). In 85 bis 90 Prozent der
Fälle ist eine Aspiration von Wasser
oder Erbrochenem bzw. verschlucktes Wasser
im Magen nachweisbar. Durch die ständige
Vermischung von Wasser und Luft kommt es zu
starker Schaumbildung. Der Sauerstoffmangel
verursacht Krampfanfälle mit Schnappatmung,
gefolgt von einem Atem- und Kreislaufstillstand.
Alle
anderen Verläufe, das heißt ein
Überleben nach dem Ertrinkungsunfall,
auch mit Krankheitsverlauf, werden als Beinahe-Ertrinken
bezeichnet. Damit ist die Gefahr aber nicht
gebannt! Beim so genannten sekundären
Ertrinken tritt der Tod erst Stunden
oder Tage nach dem Beinahe-Ertrinken ein,
also nach der Rettung des Patienten, meistens
durch Sekundärschäden an der Lunge.
Sekundäres
Ertrinken stellt eine oft unterschätzte
Gefahr für Beinahe-Ertrunkene dar. Die
Klinikeinweisung ist aus diesem Grund bei
jedem Unfall obligat.
Das
Notfallmanagement
Die Begriffsdefinitionen des Ertrinkens
sind verwirrend, besonders wenn man zusätzlich
die unterschiedliche Pathophysiologie bei
Unfällen in Salz- oder Süßwasser
betrachtet. Die Unterscheidungen sind für
die präklinische Versorgung jedoch ohne
Belang. Sie sind, wegen der möglichen
Spätkomplikationen, nur für die
weitere klinische Versorgung wichtig und die
gibt der Notarzt mit der Klinikeinweisung
an die Kollegen ab.
Das
Beinahe-Ertrinken ist kein komplizierter Notfall.
Die wesentlichen Pfeiler der Primärversorgung
sind klar definiert ((Notfallmedizinische
Versorgung)) und überschaubar. Das Augenmerk
des erstbehandelnden Arztes gilt der Sicherung
der Vitalfunktionen, insbesondere der Therapie
des Sauerstoffmangels und der Hypothermie.
Trotzdem gelten ein paar besondere Regeln.
So können lichtstarre Pupillen zum Beispiel
Folge einer Unterkühlung sein und die
sorgt unter Umständen für eine gewisse
Hypoxietoleranz des Gehirns. Deshalb gilt:
Nicht zu früh aufgeben, frühestmöglich
Sauerstoff geben bzw. mit der Beatmung beginnen,
großzügig die Indikation zur Intubation
stellen, den Patienten warm halten und die
Zuweisung in eine geeignete Klinik.
Dr.
Matthias Ruppert, Anästhesist vom Institut
für Notfallmedizin und Medizinmanagement
(INM) am Klinikum der Universität München,
nimmt im Interview zu den häufigsten
Fehlern bei der Primärversorgung Stellung
und geht auf das besondere Problem
der Hypothermie ein.
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