Testosteron-Therapie
Unsicherheit bleibt bestehen
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass das Sexualhormon bei der Verwendung als Therapeutikum - unabhängig von der Ursache der jeweiligen Erkrankung - bei erniedrigtem Testosteron-Blutspiegel das Knochensystem stärkt und eine bestehende Blutarmut (Anämie) abmildert. Zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten werden von Hormonexperten und anderen Fachärzten diskutiert.
Unter anderem gibt es Hinweise darauf, dass das Herz-Kreislaufrisiko nach einer T-Therapie über ein Jahr erniedrigt wird. Die Nebenwirkungs-Risiken der T-Therapie sind unklar.
Weltweit hat sich die Anwendung der Testosteron-Therapie bei älteren Männern in den letzten 30 Jahren verhundertfacht - beispielsweise in den USA in einem Jahrzehnt verzehnfacht und in Kanada im gleichen Zeitraum sogar vervierzigfacht. Und dies obgleich es keine wissenschaftlich
gut abgesicherten Indikationen für den Einsatz des Testosterons gibt - außer als
Hormon-Ersatztherapie bei niedrigen
Testosteron-Blutspiegeln.
Doch die zögerliche Empfehlung der Hormon-Experten wurde von individuellen Ärzten immer mehr aufgerweicht.
Heute wird die "T-Therapie" allen Männern angeboten, die im Blut eine niedrige Testosteron-Konzentration haben - aus welchen Gründen auch immer.
Die auch in Deutschland weit verbreitete Testosteron-Therapie wirft bei älteren Männern mit niedrigen Testosteron-Konzentrationen im Blut zahlreiche Fragen über den medizinischen Nutzen und die damit verbundenen möglichen Risiken auf.
Diese Fragen sind bisher nur unzureichend beantwortet, da entsprechende Langzeitstudien fehlen. Doch je mehr Antworten es auf Teilgebieten gibt, um so mehr zusätzliche Fragen tauchen auf.
Das Risiko einer Testosteron-Therapie muß daher weiterhin vom Patienten allein getragen werden. Dieser entscheidet sich in alleiniger Verantwortung dafür - oder dagegen.
Vor allem ist ungeklärt, ob die so beliebte Therapie möglicherweise das Prostatakrebs-Risiko erhöht. Und mit Blick auf das Herz-Kreislaufrisiko gibt es widersprüchliche Daten. In der jetzt im JAMA veröffentlichten Studie senkt die über ein Jahr durchgeführte Testosteron-Therapie zwar im Beobachtungszeitraum von 3.4 Jahren das Herz-Kreislaufrisiko signifikant - doch gleichzeitig konnte in einer anderen Studie in den Herzkranzgefäßen ein Wachstum der gefährlichen Fetteinlagerungen (Plaques) gemessen werden, die bei der Entstehung von Herzinfarkten eine so wichtige Rolle spielen.
Bereits im Jahr 2003 empfahl ein Expertengremium die Durchführung von sieben Studien, die Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang von den "7-T-Studien". Einige Ergebnisse sind bereits veröffentlicht und nun wurden im Fachblatt
JAMA Internal Medicine
drei weitere Studien vorgestellt, die in den USA durchgeführt wurden und sich mit dem Einfluss der Testosteron-Behandlung auf die
Knochendichte, die Besserung einer bestehenden leichten Blutarmut (Anämie), bzw. mit der Veränderung des
Herz-Kreislaufrisikos beschäftigten.
Dabei zeigte sich, dass das über Pflaster - also transdermal - zugeführte Testosteron die Knochendichte und die geschätzte Knochenstärke ähnlich gut erhöhte wie die ansonsten übliche medikamentöse Osteporose-Therapie - beispielsweise mit den bewährten Bisphosphonaten.
Die Knochendichte der Wirbelsäule wurde aufgrund der einjährigen Testosteron-Therapie stärker erhöht als jene der Hüftgelenke. Das Knochenbruchrisiko wurde
in der Studie nicht direkt bewertet.
Die Forscher empfahlen für die Zukunft größere Studien unter Teilnahme von mehr geeigneten Patienten.
Ähnlich
positiv wirkte sich
die Testosterongabe
auf eine bestehende
leichte Anämie ( Hämoglobin ≤12.7 g/dL) aus. Das Sexualhormon Testosteron sorgte bei 126 unter leichter Blutarmut leidenden Männern mit niedrigen Testosteronwerten für signifikant erhöhte Hämoglobinkonzentrationen und bekämpfte so die Blutarmut erfolgreich
und wahrscheinlich
ursächlich.
Dies galt sowohl für die Männer, bei denen die Ursache der Anämie unbekannt war, als auch für jene Studienteilnehmer mit Anämien
deren Ursach bekannt
war.
In einer dritten Studie wurde über einen Bewertungszeitraum von 3.4 Jahren festgestellt, dass das
Herz-Kreislaufrisiko bei den 8.808 Männern, die in der Vergangenheit bereits Testosteron erhalten hatten, im Vergleich zu den 35.527 Männern die noch nie mit Testosteron behandelt worden waren, mit rund 30% Unterschied deutlich erniedrigt war.
Obgleich wenig über die Langzeit-Risiken der Testosteron-Therapie bekannt ist, kann bei älteren Männern
mit erniedrigten Testosteron-Blutwerten eine transdermale Testosteron-Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Weitere Informationen zum Thema Testosteron-Therapie (in englischer Sprache)
Effect of Testosterone Treatment on Volumetric Bone Density and Strength in Older Men With Low Testosteron
mehr lesen (Knochendichte)
Quelle: JAMA Internal Medicine, Februar 2017
Association of Testosterone Levels With Anemia in Older Men A Controlled Clinical Trial
mehr lesen (Anämie)
Quelle: JAMA Internal Medicine, Februar 2017
Leitartikel aus dem JAMA zum Thema Testosteron-Therapie
mehr lesen (Leitartikel 1)
Quelle: JAMA Internal Medicine, Februar 2017
Testosterone Treatment and Coronary Artery Plaque Volume in Older Men With Low Testosterone
mehr lesen (Herzrisiko)
Quelle: JAMA Internal Medicine, Februar 2017
From The Medical Letter on Drugs and Therapeutics Safety of Testosterone Replacement Therapy
mehr lesen (Medikamenten-Sicherheit)
Quelle: JAMA Internal Medicine, April 2016
Testosterone Treatment and Cognitive Function in Older Men With Low Testosterone and Age-Associated Memory Impairment
mehr lesen (Gedächtnis)
Quelle: JAMA Internal Medicine, Februar 2017
Testosterone and Male Aging Faltering Hope for Rejuvenation
mehr lesen (Leitartikel 2)
Quelle: JAMA Internal Medicine, Februar 2017
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