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Betreff: Neues Hundegesetz in
Schleswig-Holstein: Tierschutzorganisation TASSO e.V.
begrüßt geplante Abschaffung der Rasseliste
Presse-Mitteilung
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Neues
Hundegesetz in Schleswig-Holstein:
Tierschutzorganisation TASSO e.V. begrüßt geplante Abschaffung der Rasseliste
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Am Mittwoch, den 25.
März 2015 berät der Umweltausschuss des
Schleswig-Holsteinischen Landtags über den Entwurf für
ein neues Hundegesetz. Die Tierschutzorganisation
TASSO e.V. begrüßt den vorliegenden Gesetzentwurf,
sieht aber gleichzeitig Verbesserungsbedarf. Die
wichtigste Neuerung stellt für die Tierschützer die
geplante Abschaffung der Rasseliste dar.
„Wir freuen uns, dass
nach Niedersachsen nun auch Schleswig-Holstein die
umstrittene Rasseliste abschaffen will“, sagt Mike Ruckelshaus,
Leiter Tierschutz Inland von TASSO e.V.
„Die Rasseliste hat
keinen Beitrag zu einer effektiven Gefahrenabwehr
geleistet. Das belegt sehr eindrucksvoll die
landesweite Beißstatistik von 2010. Von 135
Beißvorfällen wurde nur einer von einem Listenhund
verursacht.“
„Es ist wissenschaftlich
erwiesen, dass sich die Gefährlichkeit eines Hundes
nicht anhand seiner Rassezugehörigkeit bestimmen
lässt“, erklärt
Mike Ruckelshaus. Seiner Ansicht nach habe die
Stigmatisierung bestimmter Hunderassen dazu geführt,
dass diese Hunde vermehrt in Tierheimen abgegeben
würden und nur sehr schwer an ein neues Zuhause zu
vermitteln seien.
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Dr. Kubitschek zum Thema Auslands-Tierschutz
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zum Update
2012
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zur Fotodokumentation
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zu weiteren Leserbriefen
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können Sie den "Stern"-Artikel lesen
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Stellungnahme zu dem im Magazin „Stern“ erschienenen
Artikel "Gefährliches Mitleid" (2005)
Update 2012
Streitpunkt Auslandstierschutz
"Früher war alles besser" - dieses Vorurteil scheint zumindest
beim Thema Auslandstierschutz berechtigt zu sein.
Immer
häufiger wird der sog. "Auslandstierschutz" nämlich als
Geschäftsidee verstanden und so pervertiert.
Selbst
einstmals engagierte TierschützerInnen können gelegentlich den
finanziellen Versuchungen nicht mehr widerstehen, die sich aus
der dem unkontrollierten, oft illegalen Import von Hunden aus
Ländern Süd- und Ost-Europas ergeben.
Seit ich im Jahr 2005 den Leserbrief an die Redaktion des
Stern verfasst habe sind einige Jahre ins Land gezogen.
Viel hat sich daher auch in Hinsicht auf die Einschätzung des
Auslandstierschutzes ändern müssen. Die
Veränderungen erzwingen die Überarbeitung und Neubewertung
einiger Grundaussagen dieses ursprünglichen Leserbriefs -
sozusagen
eine Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen, die man
als Tierfreund erkennen, aber leider kaum beeinflussen kann.
Auch heute - zu Beginn des
Jahres 2013 - kann kein Zweifel daran bestehen,
dass es über die Republik verteilt eine Menge ehrlich
engagierte TierschützerInnen gibt, denen es in erster Linie um das
Wohl der Hunde geht. Diese eindeutig einzuordnenden Menschen
sind aber seltener als man hoffen möchte - aber es gibt
sie tatsächlich.
Seit einigen Jahren werden
massenhaft Hunde nach Deutschland gebracht, die in den Ländern
Ost- und Südeuropas nur zu diesem Zweck "produziert" wurden.
Schätzungen sprechen von jährlich 500.000 Hunden. Wie schon
seit einigen Jahren aufgrund dieser Entwicklung zu befürchten
war, verkommen daher in Deutschland viele Tierheime, und
privat geführte Tierschutzeinrichtungen, ungewollt zu
Gnadenhöfen, da sie die ihnen anvertrauten Tiere aufgrund der
"Billig-Konkurrenz" aus dem Ausland -und nach dem Motto "Geiz
ist geil" -nicht mehr an geeignete Familien vermitteln
können. Ihrer eigentlichen, oft bewusst gewählten Aufgabe
können sie daher kaum noch genügen.
Wenn auf den ersten Blick
gesund erscheinende Rassehunde auf einem Autobahnparkplatz,
oder dem Polenmarkt, aus dem Kofferraum heraus für 50 € an den
Nächstbesten verscherbelt werden, dann haben es
aus seriöser Quelle stammende Hunde natürlich schwer, ein
neues Zuhause zu finden. Die meisten Menschen denken leider
nicht nach - ihnen fällt daher nicht auf, dass
diese Tiere oft schlecht sozialisiert, weder kastriert, noch
ausreichend geimpft sind und auch nicht mit dem
vorgeschriebene ID-Chip versorgt wurden.
Wenn TierschützerInnen für die ihnen anvertrauten Tiere eine
oft nicht kostendeckende Schutzgebühr von etwa 300 €
verlangen, dann sind immer weniger Interessenten bereit, diese
dem Aufwand entsprechende Summe zu investieren.
Außerdem machen sich ernsthafte TierschützerInnen bei der
Vermittlung nicht beliebt, da sie viel nachfragen, Vor- bzw.
Nachkontrollen durchführen und nicht jedem Angehörigen einer
Randgruppe den gewünschten Hund - natürlich zum
sofortigen mitnehmen - in die Hand drücken.
Selbstverständlich könnten jeder möchte-gern-Hundehalter bei
ein wenig Nachdenken selbst erkennen, dass diese Schutzgebühr
nicht kostendeckend sein kann, da die abzugebenden Tiere
kastriert, geimpft und mit einem Chip versehen wurden. Bereits
die Kastration eines weiblichen Tieres kostet in einer
Großstadt wie Hamburg zwischen 350 und 600 €. Daher kommen bei
einem "abgabefertigen" Hund leicht Kosten von 1.000 € und mehr
zusammen.
Die private Vermittlung von
Auslandshunden setzt daher auf Seiten der TierschützerInnen gesunde
Einkommensverhältnisse voraus! Wer über kein Einkommen
verfügt, das für den Tierschutz ausgegeben werden kann, sollte
sich daher anderen Bereichen des Tierschutzes zuwenden. Er ist
daher nämlich nicht in der Lage den Grundanforderungen einer
seriösen Tierschutzarbeit zu genügen. Idealismus kann
fehlendes Geld nur selten wirklich ersetzen. Das ist
bedauerlich, aber wahr.
Menschen, die einen
Auslandshund übernehmen möchten, haben es in der Praxis
schwer, mit Blick auf die Vermittler die Spreu vom Weizen zu
trennen. Um Menschen die Orientierung zu erleichtern,
hier einige Anregungen worauf man achten sollte:
1. Es ist nicht oft nicht leicht von einem ehrlich engagierten
TierschützerInnen einen Hund zu bekommen. Obgleich die
TierschützerInnen
dringend auf die Schutzgebühr angewiesen sind, werden sie
nicht auf die gründliche Befragung der Interessenten
verzichten. Diese Befragung irritiert diese oft. Der
TierschützerInnen wird auch darauf bestehen, die ganze Familie
des Interessenten kennen zu lernen. Vorkontrollen sollen dann
abklären, ob die Selbstauskünfte auch den Tatsachen
entsprechen. Idealerweise wird der seriöse Vermittler darauf
bestehen, dass die Interessenten ihren Wunschhund mehrmals
besuchen, um festzustellen ob es auf beiden Seiten "funkt".
Der ehrlich am Wohl der ihm anvertrauten Hunde
interessierte Tierfreund wird immer wieder zu hören bekommen
"Sie wollen den Hund ja überhaupt nicht vermitteln". In der
"ex-und-hopp-Gesellschaft sind es die Menschen nicht gewohnt,
dass sich eine Person wirklich für das engagiert, womit sie
sich beschäftigt.
2. Wer einen Hund aus dem Ausland nach Deutschland importiert,
und dies nicht für den "Eigenbedarf" macht, ist für das Tier
für den Rest seines Lebens verantwortlich. Er muss daher
in dem von beiden Seiten zu unterzeichnenden Schutzvertrag
eine Klausel einfügen, in der er dem neuen Halter zusagt, das
vermittelte Tier jederzeit wieder aufzunehmen. Wenn er das
nicht gewährleisten kann, dann darf er kein Tier nach
Deutschland bringen. Das gilt auch für Hunde, die aus
Tötungsstationen herausgeholt werden.
Ein erfahrener Tierfreund weiß, dass es unter Umständen für
das Tier besser ist getötet zu werden, als Jahre lang in
Deutschland als "Wanderpokal" von einem unverantwortlichen,
und oft psychisch auffälligen, "Besitzer", zum nächsten
weitergereicht zu werden.
3. Hunde sollten nur gesund, kastriert,
vollständig geimpft und mit ID-Chip versehen vermittelt werden. Wer nicht über die
finanziellen Mittel verfügt, um diese Minimal-Vorleistungen zu
erbringen, darf keine Auslandshunde vermitteln. Er
kann sich dann dem nächsten Tierheim oder Nachbarn als Gassigänger zur Verfügung stellen.
4. Hunde dürfen nur dann aus
dem Ausland nach Deutschland gebracht werden, wenn der
"Importeur" über die Möglichkeiten verfügt, die Hunde notfalls
auch für lange Zeit gut bei Pflegefamilien unterzubringen. Ist dies nicht der
Fall, so muss das neue Heim bereits bekannt sein und eine
verantwortungsvoll durchgeführte Vorkontrolle muss bestätigt
haben, dass die Angaben des Interessenten den Tatsachen
entsprechen.
Es gibt
Tierschutzorganisationen, die zwar Vorkontrollen durchführen
lassen - sich dann aber aufgrund des "Vermittlungsdrucks"
nicht an die Empfehlungen des Vor-Kontrolleurs halten. Also
Hunde bewusst in schlechte Verhältnisse vermitteln. Dann haben
die Vorkontrollen nur eine Alibifunktion.
5.
Eine Übergabe verschreckter
Hunde am Flughafen an den neuen Besitzer muss eine seltene
Ausnahme bleiben. Das bedeutet, dass jeder Vermittler von
Auslandstieren über Möglichkeiten verfügen muss, Hunde bei
sich aufzunehmen, oder diese in sorgfältig ausgewählten
Pflegestellen "zwischenzulagern" - bei Tierfreunden, die
nicht finanziell motiviert sind.
Zusammenfassend kann man
sagen, dass sich die Rahmenbedingungen des sog.
"Auslandstierschutzes"
im Zeitraum 2005 - 2012 dramatisch verschlechtert
haben. Durch den massenhaften, und oft illegalen, Import von
für diesen Zweck erzeugten "Billig-Hunden" aus Ost- und
Süd-Europa ist der "Auslandstierschutz" berechtigterweise ins
Zwielicht geraten. Die negativen Aspekte überwiegen heute die
positiven bei weitem.
Deutsche
Tierschutzeinrichtungen werden in existentielle Nöte gebracht,
da sie in Not geratene Hunde kaum noch in passende Familien
vermitteln können. Wer einen Auslandshund ohne
intensive Recherche der tatsächlichen Umstände seines
bisherigen Lebenswegs von am Schreibtisch aus tätigen
"TierschützerInnenn" übernimmt, schadet möglicherweise dem
Tierschutzgedanken - obgleich er es gut meint.
Dr. med. Jochen Kubitschek
Arzt und Wissenschaftsjournalist
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