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Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Medizinische Hochschule Hannover, 15.01.2003
Minimal
invasive Operation bei Prostatakrebs
Ärzte
der Universität Leipzig und der Medizinischen Hochschule
Hannover setzen schonende Schlüsselloch-Chirurgie
ein - bislang wurden 130 Patienten behandelt
Prostatakrebs auf besonders schonende Weise zu operieren - das
ist möglich mit einem neuen Verfahren, das in der Klinik
für Urologie des Universitätsklinikums Leipzig entwickelt
worden ist und nun auch in der Urologischen Klinik der Medizinischen
Hochschule Hannover (MHH) eingesetzt wird: Die so genannte endoskopisch-extraperitoneale
radikale Prostatektomie (EERPE) ergänzt die bisherigen Therapieformen
und eignet sich für Patienten, bei denen der Tumor auf die
Prostata begrenzt ist und sich noch keine Tochtergeschwülste
nachweisen lassen. Erste Ergebnisse wurden im April 2002 im World
Journal of Urology (20: 48-55, 2002) veröffentlicht. Mittlerweile
sind 118 Patienten in Leipzig und zwölf in Hannover behandelt
worden.
Wie
häufig ist Prostatakrebs und wie wird er behandelt?
In Deutschland sterben pro Jahr etwa 9.000 Männer an den
Folgen der Krankheit. Im Rahmen der Krebsvorsorge kann das Prostata-spezifische
Antigen (PSA) im Blut bestimmt werden: Ein erhöhter Wert
weist auf den Krebs hin. Mittels Ultraschall über den Enddarm
können Urologen ebenfalls frühe Stadien des Tumors diagnostizieren
und in vielen Fällen heilen. Therapie der Wahl ist es, die
Prostata einschließlich der Samenblasen vollständig
zu entfernen - bislang über einen Bauchschnitt oder einen
Schnitt am Damm. Eine Alternative dazu ist die Brachytherapie:
Dabei setzen Ärzte kleine radioaktive Kapseln in den Tumor
und zerstören ihn so von innen. Eine Strahlentherapie von
außen kann ebenfalls erfolgreich sein.
Wie
funktioniert das minimal invasive Verfahren?
Notwendig
ist eine Vollnarkose. Nach fünf kurzen Hautschnitten unterhalb
des Bauchnabels führen die Urologen kleine Instrumente in
das Becken der Patienten ein. Eine Kamera ermöglicht es den
Chirurgen, das Operationsfeld mit fünf- bis zehnfacher Vergrößerung
an einem Bildschirm zu überblicken - dadurch lässt sich
der Eingriff besonders exakt ausführen. Ein aufblasbarer
Ballon sorgt dafür, dass das Bauchfell mit den dahinter befindlichen
Darmanteilen zurückgedrängt wird. In der so geschaffenen
"Höhle" können sich die Operateure frei bewegen
und der Weg
zur Prostata ist frei. Dank dieser Technik wird die Bauchhöhle
komplett umgangen, die Bauchorgane werden nicht verletzt. Anschließend
entfernen die Ärzte den Tumor.
Für
welche Patienten ist die Methode geeignet?
Die
EERPE kann eingesetzt werden, wenn der Tumor auf die Prostata
begrenzt ist und wenn keine Tochtergeschwülste nachzuweisen
sind. Der Eingriff ist nicht sinnvoll, wenn Patienten an schweren
Herzerkrankungen leiden.
Was
sind die Vorteile der Methode?
Dank
der Schlüsselloch-Chirurgie lässt sich ein großer
Bauchschnitt vermeiden, die Patienten erholen sich schneller und
der Krankenhausaufenthalt ist kürzer. Es treten kaum Blutungen
auf, die Patienten müssen nur sehr selten eine Blutkonserve
erhalten.
Gelegentlich kommt es nach einer offenen Operation zu einer Harninkontinenz,
die Patienten können dann das Wasser nicht halten. Dies ist
bei dem minimal invasiven Eingriff nach den bisherigen Untersuchungen
nur sehr selten der Fall. Weil die Urologen die Organe mehrfach
vergrößert sehen, können sie noch besser diejenigen
Nerven schonen, die durch das Operationsgebiet laufen. Eine Impotenz
lässt sich daher oft verhindern. Ein weiterer Vorteil: Der
Harnröhrenkatheter, der immer nach der Operation eingelegt
werden muss, kann bei der neuen Methode im Gegensatz zu herkömmlichen
Operationen deutlich eher wieder entfernt werden.
Traten
Komplikationen auf?
In
Leipzig sind bislang 118 Patienten mittels EERPE operiert worden.
Alle Eingriffe beendeten die Urologen erfolgreich, ein Wechsel
auf die herkömmliche Schnittmethode war nicht notwendig.
Die Komplikationsrate war in Anbetracht der Größe des
Eingriffs gering. Bei einem Patienten kam es zu einer Nachblutung,
bei einem weiteren Patienten war eine Bluttransfusion notwendig.
Vereinzelt traten nach der Operation so genannte Lymphzysten auf,
die durch einen kleinen Eingriff beseitigt werden können
(bisher bei zwei Patienten).
In
Hannover sind bislang zwölf Patienten minimal invasiv behandelt
worden. Es kam zu keinen schweren Komplikationen. Ein Patient
benötigte über eine längere Zeit einen Katheter,
da eine Naht zunächst nicht dicht hielt. Ein zweiter Patient
konnte vorübergehend kein Wasser lassen, ein dritter hatte
Schmerzen. Diese Schwierigkeiten traten nur anfänglich auf
und verschwanden anschließend.
Weitere
Informationen geben gern Dr. Jens-Uwe Stolzenburg, Klinik und
Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Leipzig,
Telefon: (0341) 97-19048, E-Mail: Stolj@medizin.uni-leipzig.de
und Professor Dr. Michael Truss, Urologische Klinik der Medizinischen
Hochschule Hannover
Telefon: (0511) 532-6549
E-Mail: Truss.Michael@mh-hannover.de
Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit
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