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Frauenheilkunde
Neue Studie bestätigt: sieben von zehn an einem nicht
metastasierendem Brustkrebs im
Frühstadium erkrankte Frauen benötigen aus wissenschaftlicher Sicht
nach der OP keine Chemotherapie
Wie ist die neue Langzeitstudie TAILORx breast cancer study zu bewerten?
Viele an einem nicht metastasierenden Brustkrebs
(Mammakrazinom) im Frühstadium erkrankte
Frauen erhalten nach Operation und Bestrahlung, zusätzlich zu einer
oft angewandten Anti-Hormontherapie, eine in ihren Grundzügen
standardisierte Chemotherapie. Dabei hat sich in der Öffentlichkeit die Einschätzung
durchgesetzt, dass der praktische Nutzen der Chemotherapie eher
gering ist - wenn er denn überhaupt feststellbar ist - und die
oft schweren Nebenwirkungen mindern einen eventuell zu
beobachtenden Nutzen.
Doch in dieser Frage prallen die
unterschiedlichen Meinungen unversöhnlich aufeinander. Wie wichtig
ist die Lebensqualität bei den Therapie-Entscheidungen?
Viele Frauen verzichten
schon heute beim Vorliegen eines nicht-metastasierenden Brustkrebs ganz auf die Chemotherapie und
haben aufgrund dieser wissenschaftlich nur schwer zu begründenden Entscheidung, die sie oft gegen den
ausdrücklichen Rat der behandelnden Ärzte durchsetzen, ein schlechtes Gewissen und
befürchten, eine verhängnisvoll falsche Entscheidung getroffen zu haben. Jetzt kann
eine neue wissenschaftliche Untersuchung diese Sorgen teilweise deutlich abmildern.
ImVerlauf der TAILORx breast cancer study zeigte sich
nämlich, dass Frauen, die an der am häufigsten festgestellten Frühform
von Brustkrebs erkrankt sind, angeblich auf eine Chemotherapie
verzichten können, ohne gesundheitliche Nachteile befürchten zu
müssen.
Bei dieser Untersuchung handelt es sich um die
größte Brustkrebs-Studie, die jemals durchgeführt wurde.
Die Ergebnisse betreffen vor allem Frauen, bei denen im Zuge der
Diagnostik (Gentest Oncotype DX ) nur ein mittelgradiges Risiko festgestellt
wurde, dass der operativ entfernte Brustkrebs innerhalb von zehn
Jahren erneut auftritt (recurrence).
Es handelt sich also um einen
Brustkrebs in einem frühen Krankheitsstadium, der noch nicht in die
Lymphknoten gestreut hat. In den USA soll dies pro Jahr auf
fast 100.000 Frauen zutreffen. Der Verlauf der Krebserkrankung wird in
diesen Fällen in erster Linie durch körpereigene Hormone beeinflusst, er hat nicht
in andere Organe gestreut und er betrifft Frauen, bei denen das
Eiweiß HER2 (Biomarker) nicht nachgewiesen werden kann.
Professor Otis Brawley, ein führender Experte der American Cancer Society, nennt diese Studie ein guten Beispiel von "Präzisions-Medizin", die vielen Frauen eine nutzlose Chemotherapie ersparen wird.
Seit dem Jahr 2006 nahmen an der Studie mehr als 10.000 Frauen teil, bei denen ein Brustkrebs im Frühstadium diagnostiziert wurde. Die Studienergebnisse wurden auf der diejährigen Konferenz der American Society of Clinical Oncology (Juni 2018) vorgestellt und im angesehenen Fachblatt New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Die Tumore wurden mit dem seit 2008 auch in Deutschland verfügbaren Oncotype DX Test auf die Aktivität von 21 Genen untersucht, die bei Brustkrebs eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen. Die Kosten dieses Tests wurden in der Vergangenheit aufgrund der nicht überzeugend belegten Effizienz von den meisten Krankankassen nicht erstattet. Verschiedene Studien legten die Vermutung nahe, dass Frauen mit einem niedrigen Test-Score (Oncotype DX Breast Recurrence Score®) von 1-10 und einem auch ansonsten niedrigen Risiko für eine Wiederkehr des Tumors auf eine Chemotherapie unbesorgt verzichten können - Frauen mit einem hohen Test-Score (zwischen 25 und 100) aber aufgrund eines erhöhten Risikos eher nicht.
Doch den Ärzten stellt sich seit Jahren die drängende Frage, was den
Frauen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse zu raten ist, bei denen der
Gen- Test mittelgradige Ergebnisse im
Bereich von 11-25 Scor-Einheiten zeigten. Dies betraf in der jetzt vorgestellten Studie
6.700 Frauen.
Diese Patientinnen wurden von den Forschern zwei Gruppen zugeteilt. In
der einen Gruppe wurde eine Anti-Hormontherapie mit einer
Chemotherapie gekoppelt - und in der Kontrollgruppe wurde auf die
Chemotherapie ganz verzichtet. Ziel der Studie war es,
nach der OP im Verlauf von zehn Jahren die Häufigkeit der Wiederkehr des bösartigen
Brustumors festzustellen.
Das Ergebnis war eindeutig: bei den meisten
Patientinnen trug eine zusätzliche Chemotherapie nicht dazu bei, die
Rate der Wiederkehr des bösartigen Tumors zu senken. Besonders im Bereich
unter 16 Testeinheiten, können die Frauen daher nach Meinung der Experten unbesorgt auf die
belastende Chemotherapie verzichten. Allerdings erinnern kritisch
eingestellte Ärzte immer wieder an die grundsätzliche Tatsache, dass alle
verfügbaren Untersuchungen nichts über den individuellen Einzelfall aussagen
können.
Dies bedeutet konkret, dass eine Frau mit einem niedrigen
Test-Score von 1-10 trotzdem an einem wiederkehrenden Brustkrebs erkranken und
versterben kann, während einer Leidensgenossin mit sehr hohem
Test-Score dieses Schicksal erspart bleibt. Dies zeigt nur,
wie kompliziert die Hintergründe von Krebserkrankungen tatsächlich
sind. Eine absolute Sicherheit dass eine Entscheidung richtig ist,
kann es daher nicht geben. Insofern können von den neuen
Studienergebnissen in erster Linie jene Frauen in Form einer
psychischen Entlastung profitieren, die ohnehin entschlossen waren nach der OP auf eine
Chemotherapie zu verzichten. In den Jahren zwischen 2013 und 2015
sank die Rate der Chemotherapie bei nicht metastasierendem
Brustkrebs im Frühstadium in den USA von 26.6% auf 14.1% .
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Quelle; Washington Post, Juni 2018,American Society of Clinical Oncology, published in the New England Journal of Medicine.
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Quelle: New England Journal of Medicine 2018
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