Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Neuer Wirkstoff gegen metastasierten Brustkrebs in klinischer
Studie
Proteinkinasen
befinden sich im Fadenkreuz der modernen Krebsforschung. Seit
man weiß, dass diese Eiweißmoleküle bei der Tumorentwicklung
eine Rolle spielen, konzentriert sich die Forschung darauf, Wirkstoffe
zu finden, die überaktive Proteinkinasen hemmen und damit
die Krebszellen am Wachstum hindern. Einer dieser Wirkstoffe wird
nun im Rahmen einer weltweiten Phase III Studie an der Klinik
für Tumorbiologie in Freiburg geprüft.
"Das
Medikament greift an genau definierten Zielstrukturenin komplexe
Signalwege der Zellteilung ein und hemmt dadurch dasWachstum von
Tumorgeweben", erklärt PD Dr. med. Klaus Mross, der
Leiter der Abteilung klinische Studien an der Klinik für
Tumorbiologie.
An der Studie teilnehmen können Patientinnen mit metastasiertem
Mammakarzinom nach Anthrazyklin und Taxoidtherapie. Die Standardbehandlung
des metastasierten Mammakarzinoms besteht in der Regel aus einer
Chemotherapie, die intravenös gegeben wird. Die wirksamsten
Medikamente sind dabei die Anthrazykline sowie die Taxoide. Diese
beiden Stoffklassen verzögern bei einem Teil der Patientinnen
den Krankheitsverlauf, so dass das Tumorwachstum deutlich vermindert
ist. Der Therapieerfolg ist jedoch wegen der Ausbildung von Resistenzen
oft nicht langfristig. Der neue Wirkstoff gehört indes nicht
zu der Gruppe der klassischen Zytostatika. Sunitinib, so seine
Bezeichnung, ist ein Multikinase-Hemmstoff und in der Lage, mehrere
wichtige Signalwege, die für das Tumorwachstum wichtig sind,
zu blockieren. Ein Wirkprinzip neben anderen ist die Hemmung der
Gefäßneubildung (Angiogeneseinhibition).
"Bei
den Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom, die bislang
im Rahmen der Phase II Studie mit Sunitinib behandelt wurden,
zeigten die dabei erfolgten Beobachtungen eine im Wesentlichen
gute Verträglichkeit. Unerwartete schwerwiegende Nebenwirkungen
sind nicht aufgetreten", so Mross. "Die bisher bekannten
Wirksamkeitsdaten sind so gut, dass jetzt eine Phase III läuft,
mit der diese Therapie weltweit überprüft werden soll."
Im Rahmen dieser Studie können Patientinnen behandelt werden,
die bereits mit Anthrazyklinen und Taxoiden vorbehandelt sind.
Voraussetzung ist, dass bislang nicht mehr als zwei Kombinationschemotherapien
im metastasierten Stadium eingesetzt wurden. Die Patientinnen
erhalten entweder Sunitinib oder Capecitabin, beides ist eine
Therapie mit Tabletten/Kapseln. Wenn der Tumor mit Capecitabin
behandelt wird und diese Therapie nicht mehr wirkt, kann die Patientin
danach ebenfalls Sunitinib erhalten, so dass auf alle Fälle
gesichert ist, dass jede Studienpatientin dieChance hat, diesen
Multikinaseinhibtor zu bekommen.
Stichwort:
Proteinkinase-Hemmstoffe
Derzeit
sind mehr als 500 Proteinkinasen bekannt. Kinasen leiten Zellsignale
weiter und beeinflussen zahlreiche biologische Prozesse im Körper.
Eine Reihe von Kinasen steht im Verdacht, bei Krebs, Entzündungsprozessen
oder kardiovaskulären Erkrankungen eine zentrale Rolle zu
spielen. Die Proteinkinasen bilden ein komplexesNetzwerk,das bei
diesen Erkrankungen gestört ist. Durch Medikamente, die einzelne
Proteinkinasen hemmen, kann inzwischen das Tumorwachstum therapeutisch
beeinflusst werden. Der Durchbruch für diese neue Generation
von Medikamenten gelang mit einem Wirkstoff, der 2001 gegen Chronisch
Myeloische Leukämie und 2002 gegen Gastrointestinale Stromatumore
zugelassen wurde. Sunitinib ist bisher für das metastasierte
Nierenzellkarzinom und den fortgeschrittenen gastrointestinalen
Stromatumor zugelassen. Das potentielle Anwendungsspektrum in
der Onkologie ist jedoch wesentlich größer.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.tumorbio.uni-freiburg.de
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