News und wissenschaftliche
Informationen 2020
Ärztinnen begehen im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung, bzw. zu den Frauen der Gesamtbevölkerung, sehr viel häufiger Suizid
- auch deutlich häufiger als ihre männlichen Kollegen
Statistiken über
Selbsttötungen sind
naturgemäß ungenau. Oft neigen
Familienangehörige, ärztliche Kollegen und
selbst die Polizei dazu, in unklaren
Fällen die Diagnose Suizid nicht
zu stellen.
Daher darf vermutet werden, dass es eine
Dunkelziffer gibt. Da das Thema aber für
Ärzte, Patienten und
die allgemeine Öffentlichkeit so
wichtig ist, unternehmen immer wieder
engagierte Wissenschaftler den Versuch, halbwegs
zuverlässige Daten zusammen zu tragen und
diese so auszuwerten, dass sie das Thema realistisch
beschreiben.
Nun wurde im Fachblatt JAMA
Psychiatry eine Metastudie (Autoren
Dante Duarte, MD, PhD1;
Mirret M. El-Hagrassy, MD1;
Tiago Castro e Couto, MD, PhD2;
et al)
veröffentlicht, in die die Daten von 9
Qualitätsstudien
eingeflossen sind.
Es zeigte sich, dass
sich
Ärztinnen im Vergleich zu
den Frauen der Gesamtbevölkerung im
Durchschnitt nahezu 50% häufiger das
Leben genommen hatten.
Bei den Ärzten lag
diese Rate erstmalig seit Jahren um rund ein
Drittel niedriger als bei der
Gesamtbevölkerung. Erfreulicherweise ist die
Zahl der Selbsttötungen sowohl bei
Ärztinnen, als auch bei Ärzten seit dem Jahr 1980
rückläufig.
Bei Ärzten war dieser
Rückgang der Zahl der Selbsttötungen in den vergangenen Jahrzehnten
aber deutlich stärker ausgeprägt, als bei
den Ärztinnen.
Die Forscher
bezogen sich in ihrer Untersuchung unter
anderem auf eine
Vorgängerstudie, die 2004 im Fachblatt American
Journal of Psychiatry (Autoren
Eva S. Schernhammer, M.D., Dr.P.H., and
Graham A. Colditz , M.D., D.P.H. ) veröffentlicht
worden war. In dieser wurden die Daten von Studien ausgewertet, die
nach 1959
publiziert worden waren. In diesem Zeitraum lag die
Selbsttötungsrate bei Ärztinnen noch um mehr als das Doppelte
höher als bei der Gesamtbevölkerung. Und auch bei den Ärzten
war sie mit einem Plus von
rund 40% noch deutlich höher, als bei der Gesamtbevölkerung.
Die Autoren dieser Studie erwähnten
eine dritte Untersuchung, die 1996 im British
Journal of Psychiatrie
(Autoren Lindeman S, Laara E, Hakko H, Lonnqvist J)
veöffentlicht worden war. In dieser Studie fanden
die Forscher in den
ausgewerteten Arbeiten bei den
Ärzten ein zum Teil dramatisch hohes
Selbsttötungsrisiko (bis zu 340% über dem
Niveau der jeweiligen Gesamtbevölkerung)
und bei den Ärztinnen lag die
Selbsttötungsrate sogar um bis zu 570%
höher.
Auch im Vergleich zu anderen Akademikergruppen war das
Selbsttötungsrisiko bei Ärztinnen und Ärzten
deutlich erhöht. Aufgrund der sicher
bestehenden Dunkelziffer
kann man befürchten, dass das
Selbsttötungsrisiko bei Ärztinnen und
Ärzten noch größer ist, als jetzt angenommen
wird.
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(in englischer Sprache)
Quelle: JAMA Psychiatriy 2020
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(in englischer Sprache)
Quelle American Journal of Psychiatriy 2004